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Stubben -Weihnachten,
die Mutter und ihr kleiner Bub.
Weihnachten 1946 in Hamburg.
-.-
Die Mutter und ihr kleiner Bub, sie waren nun ausgebombt,
verloren gar in einer Nacht, Haus und Hof, verloren viele
Freunde und Verwandte,
von nun an gar lebten sie im
Miet-Zimmer, einer sehr alten und liebenswerten Fischerfamilie.
Dieses Zimmer war ehemals eine große Wohnstube, die jetzt gar
alle Funktionen vom Kochen über Baden, Schlafen und auch das
übliche Wohnen übernehmen musste. Dazu war es äußerst kalt,
in diesem Raum, im Winter
1946, da in den zwei vorhandenen
Fenster, die vom Krieg zerstörten Glasscheiben, nur mit
milchigen,
undurchsichtigen und hauchdünnen Gummi ersetzt wurden.
Diese Gummibespannung
schützte zwar vor Wind, aber nicht vor
der eisigen und so
grimmigen Kälte von minus 20°. Da, wo sonst
ein herrlicher Stubenofen stand, hatte die Zimmervermieterin einen
alten Küchen-Kohleherd hingesetzt, worauf die liebe Mutter versuchte,
wenn sie dann
Lebensmittel und Brennbares hatte, etwas zu kochen.
Kohlen standen den beiden
Armen leider nicht zu Verfügung, somit musste
die brave Mutter mit
Stubben, also ausgegrabene Baumwurzeln
heizen;
die ihr die die
Nachbarsfamilie hin und wieder mal
zusteckte.
Das hatte dann wiederum zur Folge, das zwar das Süppchen
irgendwann
warm war, aber die gesamte Stube vom Rauch der so schwer
brennbaren
und durchnässten Baumwurzeln verqualmt war und die Fenster,
trotz klirrender Frost,
weit aufgerissen werden mussten, um wieder
einigermaßen atmen zu können. Genauso ein Tag war auch wieder
der
"Heilige Abend 1946"!
Es war so bitterkalt draußen, wie auch in dieser so frostigen
Stube,
sodass sich eine dicke, feste und glitzernde Eisschicht auf der
fast gesamten,
inneren, putzlosen,
ziegelroten, frostigen Fensterinnenwand gebildet hatte.
Darauf beschloss die
besorgte, fürsorgliche, gute Mutter, das letzte Geld
auszugeben und mit ihrem kleinen Bub, ins nahe gelegene Gasthaus
zu gehen.
Einzig allein, dort wurde geheizt und die Zwei konnten endlich
einmal auf einer
warmen Sitzbank Platznehmen und hinausschauen, durch ein
eisfreies Fenster
und sich ein Heißgetränk bestellen, welches aus viel, viel
heißem Wasser und
künstlichen Aroma-Extrakten bestand, um dann ein wenig nun, den
Weihnachtsgedanken so nachzugehen. Nach etwa zwei kleinen
Stunden des
Aufwärmens, in dem geheizten Gasthaus, gingen die Beiden, doch
eigentlich sehr zufrieden, durch den so tiefen Schnee stapfend,
dann nach Hause.
Zwar ins so unendlich kalte Miet-Zimmer, ohne einen grünen
Weihnachtsbaum,
ohne Kerzen und ohne Kuchen, Gebäck und Geschenke. Vielleicht
ein wenig Brot
essend, mit selbst hergestelltem Schmalzaufstrich (Öl und Grieß
mit Zwiebel in
der Pfanne erhitzend). Beleuchtet wurde die ganze, eigentlich so
unendlich
traurige und eiskalte sibirische Szenerie, nur mit einer
nackten, defusen Glühbirne,
die von der Mitte der Stubendecke traurig herab hing, aber mit
dem Gedanken,
im Prinzip, doch noch viel Glück gehabt, Wärme und etwas Heißes
zu trinken
bekommen zu haben. Glücklich mit diesen Gedanken, legten sie
sich sehr, sehr zeitig, die Mutter und ihr kleiner Bub, an diesem Abend, wenig
später, aber doch eigentlich gar zufrieden, in das relativ wärmende Bett, am
Heiligen Abend 1946.
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Hamburger Kuddelgruß.
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Text
+ Foto: EigenPro.